SB 10
Mit Kohlenstofffasern zu noch mehr Spannweite und Leistung
Die SB 10 (Erstflug am 22. Juli 1972) ist der krönende Abschluss einer Entwicklung, die mit der SB 8 ihren Anfang nahm. Mit ihrer maximalen Spannweite von 29 m ist sie immer noch das größte reine fliegende Segelflugzeug der Welt und das erste zivile Flugzeug, in dem tragende Bauteile aus Kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) eingesetzt wurden.
Der mit der SB 8, dann mit der SB 8(V2) über die SB 9 begonnene Weg der Leistungssteigerung durch Spannweitenvergrößerung wurde mit der SB 10 konsequent weitergeführt. Um den Bauaufwand zu verringern, wurden die vorhandenen Tragflügel der SB 9 verwendet und um ein 8,75 m langes und 176 kg schweres Mittelstück ergänzt, das wie die Außenflügel Wölbklappen besitzt. Für die Landung kann diese innere Wölbklappe um bis zu 75° nach unten ausgefahren werden. Um Flügelgewicht und -durchbiegung in vernünftigen Grenzen halten zu können, war der Einsatz der damals neuen Kohlenstofffasern im Flügelmittelstück erforderlich. Der Rumpf wurde aus Schwerpunktsgründen als Doppelsitzer ausgelegt und besteht im Cockpitbereich aus einem Stahlrohrfachwerk mit GFK-Verkleidung, einer Rumpfröhre aus Aluminium und einem 2,21 m hohen Seitenleitwerk mit einem in Kreuzleitwerkausführung angebrachten Höhenleitwerk. Damit war die SB 10 auch der erste echte Hochleistungs-Doppelsitzer.
Die hervorragenden Flugleistungen und Flugeigenschaften rechtfertigten den enormen Aufwand, der in Forschung und Entwicklung von der Gruppe betrieben wurde. Nach einem Deutschen Rekord im freien Streckenflug, weiteren Überlandflügen und erfolgreichen Wettbewerbsteilnahmen reiste im Winter 1979/80 ein Team von Aktiven zusammen mit ihrem Werkstattmeister und der SB 10 nach Australien zum Auskosten der Leistung, die in dem Flugzeug steckt. Ein Akaflieger konnte dabei zusammen mit dem in Australien erfahrenen Weltrekordflieger Hans-Werner Grosse vier Doppelsitzer‑Weltrekorde erfliegen.
Nach 30 Jahren im Flugzeugpark der aktiven Gruppe, während denen sich die SB 10 hoher Beliebtheit erfreute, wurde sie Ende 2003 außer Dienst gestellt und sollte einem Museum übergeben werden. Grund hierfür war die notwendig gewordene Grundüberholung, die einen Großteil der Arbeitsressourcen der Gruppe für die Entwicklung und Bau der SB 15 beansprucht hätte. Es fand sich jedoch schnell eine engagierte Gruppe Alter Herren, welche die SB 10 von Grund auf überholte und somit den weiteren fliegerischen Einsatz des Flaggschiffes der Akaflieg sicherstellte. Die Arbeiten wurden 2012 abgeschlossen, so dass die SB 10 wieder am Braunschweiger Himmel zu sehen ist und weiterhin ihre Piloten begeistert.
Technische Daten
Tragfläche
Spannweite: 29,00 m / 26,00 m
Flügelfläche: 22,95 m² / 21,81 m²
Streckung: 36,6 / 31,0
V-Form: 1,5°
Schränkung: -1,5° im Außenteil
Profil innen: Wortmann 62-K-153 mod.
Profil mitte: Wortmann 62-K-131 mod.
Profil außen: Wortmann 60-126
Bremsklappen: Schmepp-Hirth, zweiteilig
Rumpf
Länge: 10,36 m
Breite: 0,68 m
Höhe: 0,94 m
Fahrwerk: einziehbar, gefedert
Höhenleitwerk
Ausführung: gedämpftes Kreuzleitwerk
Spannweite: 3,5 m
Fläche: 1,64 m²
Streckung: 7,5
Ausschlag: ±21,5°
Profil: Wortmann FX 71-L – 150/30
Seitenleitwerk
Höhe: 2,21 m
Fläche: 2,45 m²
Streckung: 2,0:
Ausschlag: ±29°
Profil: NACA 64-012A
Massen
Fluggewicht: 780 kg / 888 kg
Rüstgewicht: 665 kg / 655 kg
Zuladung: 115 kg / 180 kg
Wasserballast: 100 kg
Flächenbelastung: 32–37 kg/m²
/ 33–41 kg/m²
Flugleistungen
Mindestgeschw.: 65 km/h / 70 km/h
Höchstgeschw.: 170 km/h / 200 km/h
Gleitzahl: 53 bei 90 km/h
/ 51 bei 90 km/h
geringstes Sinken: 0,41 m/s bei 75 km/h
/ 0,43 m/s bei 75 km/h