SB 13
Auch Außergewöhnliches bringen wir zum Fliegen
Die SB 13 (Erstflug am 18. März 1988) ist die wohl aufsehenerregendste Konstruktion der Akaflieg: ein Standardklasse‑Flugzeug ohne Leitwerk – ein Nurflügler.
Da bei der Entwicklung von Laminarprofilen beachtliche Fortschritte zu erkennen waren, wurde nach vielen Jahren mit der SB 13 wieder ein Nurflügelprojekt im Segelflugzeugbau verwirklicht. Anfang der 80er Jahre zeichnete sich ab, dass die neuen Profile zu vergleichsweise geringen Nickmomentenbeiwerten tendierten. Man nahm an, dass der Entwurf eines nahezu momentenfreien, aber trotzdem leistungsstarken Profils für den Einsatz an einem Nurflügel‑Segelflugzeug gelingen würde. Durch das Fehlen des konventionellen Leitwerks und des damit verbundenen reduzierten Widerstands würde ein solcher Nurflügler Leistungsvorteile erzielen.
Dieses Konzept führte aber nicht nur zu exzellenten und heute noch konkurrenzfähigen Flugleistungen, sondern auch zu einer ganzen Reihe von Problemen und Herausforderungen bei Konstruktion, Bau und schließlich dem Flugbetrieb. Als Besonderheit neben der Schwanzlosigkeit ist in der SB 13 ein Rettungssystem eingebaut worden, welches das ganze Flugzeug samt des Piloten im Notfall zur Erde schweben lassen konnte. Umfangreiche Versuche und eine ausgiebige Entwicklung waren in dieses System geflossen.
Der Segen der Widerstandsverminderung durch das Fehlen von Rumpfröhre und Leitwerk war aber auch ein Fluch: durch das fehlende Höhenleitwerk konnten starke Nickschwingungen als Reaktionen auf Böen und Turbulenzen auftreten. Das empfindliche Nickverhalten führte dann zu häufigen Beschädigungen des sehr filigranen, weil notwendigerweise Platz sparend gebauten Bugfahrwerks bei Landungen, insbesondere bei Außenlandungen. Des Weiteren erwies sich die SB 13 zu Beginn der Flugerprobung als sehr trudelwillig, was mehr als einmal zu Schrecksekunden bei Pilot und Bodenmannschaft führte. Auch wenn man der SB 13 diesen Makel durch Schwerpunktverschiebungen, den Anbau von so genannten Grenzschichtzäunen sowie dem Ändern der Höhensteuerwege einigermaßen abgewöhnen konnte, waren ihre Flugeigenschaften doch weiterhin sehr eigen. Sie erforderten Piloten mit sehr viel Erfahrung. Zudem war die SB 13 ausschließlich für den Flugzeugschlepp geeignet und dort auch nur mit einem speziellen Schleppverfahren sicher zu fliegen. Die Steigraten bei turbulenzarmer Thermik und die guten Gleitflugleistungen – trotz der genannten leistungsreduziernden Korrekturmaßnahmen – bestätigten jedoch insgesamt das ursprüngliche Leistungspotential.
Für den gefahrlosen Gruppenflugbetrieb mit immer wieder wechselnden Piloten wurde die SB 13 aber schließlich als nicht geeignet eingestuft. 2003 entschloss sich die Gruppe, die SB 13 aus dem Flugzeugpark zu nehmen. Seit Anfang 2007 ist sie nun als Teil der Luftfahrt‑Ausstellung des Deutschen Museums in der Flugwerft München‑Oberschleißheim zu bewundern.
Technische Daten
Tragfläche
Spannweite: 15,00 m
Flügelfläche: 11,60 m²
Streckung: 19,4
V-Form: 4°
Pfeilung: 15° (Nase)
Schränkung: -1,5° (Außenteil)
Profil innen: HQ 34N/14.83
Profil außen: HQ 36/15.12
Bremsklappen: Schempp-Hirth, zweiteilig
Rumpf
Länge: 3,02 m
Breite: 0,66 m
Höhe: 0,84 m
Fahrwerk: 2-Rad-Fahrwerk, einziehbar, gefedert
Seitenleitwerk
Höhe: 1,25 m
Fläche: 0,67 m²
Streckung: 2,31:
Profil unten: Wortmann FX-71-L-150/30
Massen
Fluggewicht: 427 kg
Rüstgewicht: 258 kg
Zuladung: 110 kg
Wasserballast: 133 kg
Flächenbelastung: 28–37 kg/m²
Flugleistungen
Mindestgeschw.: 70 km/h
Höchstgeschw.: 190 km/h
Gleitzahl: 45 bei 107 km/h
geringstes Sinken: 0,57 m/s bei 85 km/h