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Stellungnahme zum Flugunfall vom 28. Mai 2015 in Bartholomä

Am Abend des 28. Mai 2015 ereignete sich auf dem Segelfluggelände Bartholomä-Amalienhof auf der Schwäbischen Alb ein Unfall während eines Ausbildungsfluges mit dem Schulungsdoppelsitzer der Akaflieg Braunschweig. Bisher bekannt ist, dass es nach dem Abbruch eines Windenstarts in ca. 50 Metern Höhe zu einem Abkippen und anschließendem Aufschlag mit hoher Sinkrate kam. Hierbei wurde der Flugschüler tödlich und die hinten sitzende Fluglehrerin schwer verletzt. Beide Insassen sind Mitglieder unserer Gruppe. Unsere Fluglehrerin schwebt mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr und befindet sich auf dem Weg der Besserung.

Der Unfall ereignete sich im Rahmen eines Fluglagers, das etwa 20 Mitglieder der Akaflieg mit vier Segelflugzeugen und dem Schleppflugzeug als Gast der Akaflieg Stuttgart abhielten. Fluglager sind jährlich organisierte Gruppenausflüge zur Förderung des Vereinslebens und des Miteinanders. Sie werden genutzt, um die Ausbildung der Flugschüler fortzuführen und geben auch Lizenzinhabern die Möglichkeit, in einer anderen Umgebung ihre fliegerischen Erfahrungen auszubauen.

Zum Zeitpunkt des Unfalls war ein großer Teil der Teilnehmer auf der Straße unterwegs, um vier außengelandete Segelflugzeuge nach Bartholomä zurückzuholen. Ein Kriseninterventionsteam (KIT) des DRK übernahm die psychologische Betreuung der Ersthelfer und Rückkehrer vor Ort.

Alle Mitglieder der Akaflieg sind von dem tragischen Unfall tief betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer und allen, die die schrecklichen Ereignisse miterlebt haben. Das Fluglager wurde abgebrochen und die Teilnehmer sind überwiegend am Nachmittag des Folgetages abgereist. Den Anwesenden wurde die Möglichkeit gegeben, sich mit Betreuung durch das KIT an der Absturzstelle von unserem verstorbenen Freund zu verabschieden.

Wir haben uns zum Schutz der Angehörigen bewusst dagegen entschieden, Fotos oder die Identität des Flugschülers zu veröffentlichen.

Wir trauern um unseren Fliegerkameraden, der mit der Fliegerei in ihren vielen Facetten angesteckt war und unsere Begeisterung dafür teilte. Wie wir hat er nach kürzester Zeit aus dem Hörsaal die Wolken beobachtet und sich gewünscht, dort oben zu sein. Viele von uns können sich ein paar dicke Scheiben von seinem Wesen abschneiden – er war immer sehr direkt und ehrlich und egal in welcher Situation völlig er selbst. Neben tatkräftiger Mithilfe in der Werkstatt war er immerzu neugierig und begeisterungsfähig, aber auch beeindruckend selbstironisch. Obwohl er erst seit einigen Monaten bei uns war, wussten wir ihn und seine Anwesenheit zu schätzen. Wir haben uns auf die weitere Zeit mit ihm gefreut und werden ihn sehr vermissen.

Wir möchten all denen danken, die uns in den letzten Tagen in dieser schwierigen Situation geholfen haben. Unser Dank geht insbesondere an die Mitglieder der Akaflieg Stuttgart und der anderen Vereine in Bartholomä, deren Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen weit über alles erwartbare hinausging, die Rettungskräfte vor Ort, das KIT des DRK, sowie zahlreiche Mitglieder und Freunde, die uns durch ihre mitfühlenden und aufmunternden Worte ein Gefühl des Zusammenhalts und der Geborgenheit gegeben haben.

Die Ermittlungen zu der Unfallursache liegen in der Hand der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, die einen Zwischenbericht im Rahmen des monatlich erscheinenden Bulletins veröffentlichen wird. Wir bitten darum, von Spekulationen oder Schuldzuweisungen abzusehen.

Wie und wann es mit dem Flug- und Werkstattbetrieb in der Akaflieg weitergeht, werden wir zu gegebener Zeit in Ruhe entscheiden, wenn wir wieder Tritt gefasst haben. Im Moment möchten wir uns selbst ausreichend Zeit und Raum zur Trauer und zur Verarbeitung des Geschehenen geben. Aus diesem Grund bitten wir im Nachhinein um Verständnis, dass wir uns erst heute selbst zu Wort melden.

Wir möchten außerdem die Gelegenheit nutzen, einige falsche Darstellungen in der Presse an dieser Stelle zu berichtigen:

Kommentare zur Presseberichterstattung

  • „Missglückte Seilrissübung“

    Bei der Behauptung, der Unfall sei auf eine missglückte Seilrissübung zurückzuführen, handelt es sich um reine Spekulation. Bekannt ist nur, dass der Windenstart unterbrochen wurde und es in der Folge zu einem Abkippen und Aufschlag mit hoher Sinkrate kam. Eine Seilrissübung in der beobachteten Höhe wäre beim Ausbildungsstand des Flugschülers unwahrscheinlich.
    Bei einer Seilrissübung handelt es sich um ein gewolltes Ausklinken des Schleppseiles der Startwinde durch den Fluglehrer. Ziel der Übung ist es, eine schnelle und korrekte Reaktion des Flugschülers auf das mögliche Reißen des Schleppseiles zu trainieren. Wesentlicher Bestandteil der Übung ist das sofortige Herstellen der Normalfluglage, um einen Strömungsabriß zu vermeiden, sowie eine schnelle Entscheidung über den weiteren Flugverlauf bis zur Landung. Optionen sind je nach Höhe eine Geradeauslandung, eine Umkehrkurve oder eine verkürzte Platzrunde.

  • „Flugzeug der TU Braunschweig“

    Bei der Akaflieg handelt es sich um einen rechtlich und organisatorisch von der TU Braunschweig unabhängigen, eingetragenen Verein. Die Flugzeuge befinden sich in der Halterschaft der Akaflieg und werden in derer alleinigen Verantwortung betrieben. Die Akaflieg ist als studentische Initiative der TU registriert und alle aktiven Mitglieder der Gruppe sind Studierende verschiedener Fachrichtungen der TU Braunschweig.

  • „Lehrgang für den Flugschein abgebrochen“

    Bei den Teilnehmern des Lagers handelte es sich nicht ausschließlich um Flugschüler und es war auch nicht geplant, dass diese ihre Ausbildung vor Ort abschließen. Vielmehr setzte sich die Teilnehmerschaft aus Lizenzinhabern und Flugschülern mit unterschiedlichem Erfahrungsstand zusammen, die vor Ort gemeinsam Ausbildungs- und Streckenflüge durchführten. Vor dem Unfall wurde mit dem Doppelsitzer ein Überlandflug von ca. 5 Stunden Dauer durchgeführt. Die Ausbildung zum Segelflugzeugführer umfasst neben der Theorie verschiedene praktische Ausbildungsstufen und beinhaltet auch Alleinflüge unter Aufsicht eines Fluglehrers und Überlandflüge. In der Akaflieg dauert es in der Regel mindestens zwei Saisons von je 6 Monaten bis zum Erwerb der Lizenz. Die gesetzlich vorgegebenen Mindestanforderungen (45 Starts und 15 Flugstunden) werden dabei regelmäßig um ein Vielfaches übertroffen.

  • Angaben zum Flugzeug

    Die aus technischen Gründen maximal zulässige Geschwindigkeit beträgt 250 km/h, jedoch bewegt sich das Segelflugzeug im Normalfall im Geschwindigkeitsbereich zwischen 90 und 160 km/h, da hier die beste Gleitleistung erreicht wird.

Akaflieg Braunschweig, 1. Juni 2015

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